Die Geschichte von Wiehre

Der Stadtteil Wiehre befindet sich im Süden der Altstadt von Freiburg und erstreckt sich auf der gegenüberliegenden Seite der Dreisam. Er wird im Norden durch die Dreisam, im Osten durch den Stadtteil Waldsee, im Süden durch den Sternwald am Bromberg und die Ausläufer des Dorfes Günterstal sowie im Westen durch die Rheintalbahn Karlsruhe–Basel begrenzt. Der Stadtteil Wiehre besteht aus den vier Stadtbezirken 421 Oberwiehre, 422 Mittelwiehre, 423 Unterwiehre-Nord und 424 Unterwiehre-Süd.

Zwischen Ober- und Mittelwiehre verläuft die Grenze an der Hilda- und Quäkerstraße, während zwischen Mittel- und Unterwiehre die Günterstalstraße mit der Straßenbahnlinie 2 die Trennungslinie bildet. Die beiden Bezirke der Unterwiehre werden im Osten durch die Loretto-, Christoph-Mang- und Basler Straße voneinander getrennt.

Die Wiehre ist ein altes Gebiet, dessen Ursprünge bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen. Der Name kommt von den „Wehren“, mit denen die Dreisam aufgestaut wurde, um trockenes Land zu gewinnen. In einer Urkunde des Deutschen Königs Heinrich II. wird die Wiehre erstmals 1008 als Flurbezeichnung für den Basler Bischof erwähnt. Auf ihr lag das Dorf Adelhausen – doch aufgrund seiner exponierten Lage vor den Stadtmauern Freiburgs wurde es bei jedem Angriff auf die Stadt geplündert und völlig zerstört. Deshalb wurde das dortige Frauenkloster unter Beibehaltung des Namens in die südlich der Freiburger Altstadt gelegene Schneckenvorstadt verlegt.

Im Jahr 1251 wurde zum ersten Mal ein Leprosorium für Leprakranke erwähnt, 1632 wurde es dann jedoch zerstört. Es soll an der heutigen Kronenstraße in der Unterwiehre gelegen haben. Während Bauarbeiten an der Kronenstraße im Jahr 2020 und 2021 wurden in zweiter Reihe nahezu 400 Skelette gefunden, die auf einen Leprafriedhof hindeuten. AuchReste eines Gebäudes befinden sich in der Erde, denn die Funde bleiben im Boden.

Die Wiehre ist ein Stadtteil von Freiburg, der bereits 1826 ins Stadtgebiet eingemeindet wurde. Dieser wuchs zunächst langsam und es entstanden lediglich landwirtschaftliche Gebäude und kleine Handwerksbetriebe. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Großherzogtums Baden Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerungszahl stark zu. Damals plante man, auf dem Gebiet der Wiehre, ein großbürgerliches Wohnviertel anzulegen. Die Bauherren stammten überwiegend aus Nordbaden und dem Ruhrgebiet. Aufgrund der Seuchen, welche das Ruhrgebiet regelmäßig heimsuchten, entschieden sich viele Rentner für einen Zweitwohnsitz in Freiburg. Die Lage war ideal: Die Trinkwasserversorgung in Freiburg vor Seuchen relativ sicher.[2][3] Ihrer Bequemlichkeit und ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass die Wiehre einen Bahnhof an der Höllentalbahn erhielt, die damals am Südrand der Bebauung verlief.

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Alter Wiehrebahnhof: Joblin on CommonsCC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons